25. Europäischer Polizeikongress
Sicherheit auf Europas Straßen
- Foto: Windmüller Über polizeiliche Möglichkeiten der Verkehrsüberwachung sowie über neueste Entwicklungen bei der Verkehrssicherheit referierte Marco Schäler, Geschäftsführer der DPolG Kommission Verkehr
Wie gelingt es die Verkehrssicherheit auf Europas Straße zu erhöhen? Die Zahl der Verkehrstoten und –verletzten signifikant zu senken? Über diese Fragen diskutierte das Fachforum „Sicherheit auf Europas Straßen“ auf dem 25. Europäischen Polizeikongress am 12. Mai in Berlin.
Jeder 5. Todesfall in Europas ist auf einen Verkehrsunfall zurückzuführen. Die Hauptursache für Unfälle liegt an überhöhter Geschwindigkeit. So die nüchternen Fakten. Würde man die Durchschnittsgeschwindigkeit in der EU nur um einen Kilometer pro Stunde senken, so könnten 2.100 Menschenleben gerettet werden. Diese beeindruckende Zahl präsentierte Gerhard Schaub von der Ekin Swiss AG, einem Sicherheitsdienst, der mit Überwachungs- und Alarmsystemen arbeitet. Schaub trug weitere interessante Zahlen vor. So sind in 14 Prozent der Unfälle Lastwagen involviert, in zwei Prozent Busse. Zu dichtes Auffahren ist für jeden achten Unfall ursächlich.
Um die Folgen schwerer Unfälle zu vermeiden oder abzumildern, kann der Fahrzeugführer selbst einiges beitragen. Den Sicherheitsgurt anzulegen, reduziert tödliche oder schwere Verletzungen um 60 Prozent. Auch wer sein Mobiltelefon während der Fahrt ignoriert, kann damit sein Leben möglicherweise retten. Schätzungen besagen, dass allein 2.600 Verkehrstote in der EU allein auf die Ablenkung durch Smartphones zurückzuführen ist.
Mathias Fahning von der schwedischen Firma Hexagon, die führend bei Software-, Sensor- und autonomen technischen Lösungen ist, stellte Sensoriklösungen für Unfallortaufnahmen vor. Aber auch grundsätzlich lassen sich bestimmte Örtlichkeiten wie Kreuzungen oder Flughäfen überwachen. Hochsensible Kameras liefern Bilder, der Bediener kann sie sich im 3D-Format anzeigen lassen. Damit lassen sich Auffälligkeiten, wie zum Beispiel verdächtige Gepäckstücke, schnell entdecken.
Section Control, Handy- und Gurtverstöße, Weigh in motion
Über polizeiliche Möglichkeiten der Verkehrsüberwachung sowie über neueste Entwicklungen bei der Verkehrssicherheit referierte Marco Schäler, Geschäftsführer der DPolG Kommission Verkehr. Da die Hauptursache für Unfälle bei überhöhter Geschwindigkeit liegt, muss hier der Hebel zur Senkung der Unfallzahlen ansetzen, so Marco Schäler. Ein Instrument, das in Niedersachsen im Probebetrieb angelaufen war und zwischenzeitlich in den Regelbetrieb überführt wurde, ist die Abschnittskontrolle oder Section Control. Dabei wird auf der Straße nicht an einem bestimmten Punkt, sondern über eine längere Strecke die Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Auf Schnellstraßen, in Tunneln oder an Baustellen. Eine präzise Zuordnung von Fahrzeugen, auch wenn sie überholen oder bei Parallelfahrten ist möglich.
Die Section Control bietet mehrere Vorteile, so Schäler. Ein plötzliches Abbremsen des Fahrzeugs wird vermieden, da es keinen Blitzer gibt. Die Art der Kontrolle ist gerechter, da nur die durchschnittliche Geschwindigkeit erfasst wird. Unfallbelastete Strecken werden mittels Abschnittskontrolle dauerhaft und nachhaltig entschärft. Die Gefahr von Staus wird minimiert, da der Verkehrsfluss harmonischer verläuft.
Für Gurt- und Handyverstöße stehen Firmen in den Startlöchern, die technische Überwachungs- und Kontrolltechnik anbieten. In diesem Zusammenhang wird aktuell ein deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz durchgeführt, das sich der automatisierten Überwachung von Handyverstößen widmet. Ablenkungsverstöße registriert die Polizei immer häufiger, so der DPolG Verkehrsexperte. Das Problem ist jedoch die Nachweisbarkeit. Hinzu kommen rechtliche Hürden. Ein Handy in der Hand zu halten, ist noch kein Verstoß. Der wird es erst bei der Nutzung des Mobiltelefons.
Gurtverstöße sind eindeutiger handhabbar. Ist auf einem Überwachungsfoto zu erkennen, dass jemand keinen Gurt angelegt hat, kann der Richter dies unzweifelhaft als Verstoß werten.
Ein weiterer Weg, um Verkehrssicherheit zu erhöhen, bezieht sich auf die Sicherheit von LKWs. Das Prinzip Weigh in Motion misst dabei die Gesamtachslastverteilung während der Fahrt. Lastkraftwagen können bei Überladung oder falscher Beladung ein erhebliches Verkehrsrisiko darstellen. Weigh in Motion ermöglicht es automatisiert mittels Sensoren die Achslast zu messen. Die Polizei kann bei Verdacht den LKW herauswinken und manuell nachmessen.
Fazit: Die automatisierte Verkehrsüberwachung fungiert als sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Verkehrsüberwachung. Die Kontrolldichte und Entdeckungswahrscheinlichkeit wird erhöht. Die Verkehrsteilnehmenden halten sich verstärkt an die Verkehrsregeln und personelle Ressourcen bei der Polizei werden geschont.