19. August 2015

Situation um Flüchtlinge offenbart katastrophale Personalsituation im öffentlichen Dienst

DPolG fordert Einstellungsoffensive: Jetzt dem Staat dienen! Einsatz von Pensionären nur Ausnahme

Die dramatische Zuspitzung der Bewältigung des Flüchtlingsstromes nach Deutschland offenbart nach Auffassung der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) die katastrophale Personalsituation, die nach Jahrzehnten des Personalabbaus überall in der öffentlichen Verwaltung vorherrscht.

Die Rekrutierung von Pensionären zum Einsatz in Flüchtlingsunterkünften zeigt deutlich, dass es keine Reserven im Personalbestand gibt.

 

DPolG-Bundesvorsitzender Rainer Wendt:

 

"Unsere Pensionäre haben ihre Beamtentugenden nicht bei der Verabschiedung in den Ruhestand abgelegt, sie werden zuverlässig und diszipliniert dem Land dienen, wenn man nach ihnen ruft. Aber es muss die absolute Ausnahme bleiben, dass sie als Personalreserve herhalten müssen, weil die Politik den öffentlichen Dienst kaputtgespart hat.

 

Es fehlt ja nicht nur an Polizeikräften, um Flüchtlinge zu registrieren und erkennungsdienstlich zu behandeln. Die Organisation menschenwürdiger Unterbringung, Gesundheitsfürsorge, Bildung und rasche Integration derjenigen, die lange Zeit hier bleiben werden, erfordert personelle Ressourcen aus dem gesamten öffentlichen Dienst und die sind nicht mehr da, nachdem weit mehr als 1 Million Stellen im öffentlichen Dienst seit der Wende gestrichen wurden, allein im Polizeidienst mehr als 15.000.

 

Polizei, Ordnungsämter und Justiz, die für die öffentliche Sicherheit sorgen, Lehrer, Erzieher und Familienhelfer, die sich den Familien zuwenden und ihnen den Start in unsere Gesellschaft ermöglichen, Ordnungsamtsmitarbeiter, Berufsberater oder Beschäftigte, die als Fachleute durch die Kompliziertheit unseres öffentlichen Lebens lotsen, das alles ist nicht da, im Gegenteil. In manchen Städten können nicht einmal einfache Dienstleistungen vor Ablauf von monatelangen Wartezeiten gewährleistet werden.

 

Jetzt rächt sich, dass die Politik in den vergangenen Jahrzehnten den Personalbestand ohne Sinn und Verstand zusammengestrichen hat; in manchen Städten ist die öffentliche Verwaltung schlicht vor die Wand gefahren worden, allen voran in unserer Hauptstadt Berlin. Wir brauchen endlich eine Einstellungsoffensive in den öffentlichen Dienst und das klare Bekenntnis zu der Notwendigkeit eines qualifizierten und starken Personalbestandes im öffentlichen Dienst, wenn staatliche Aufgaben auch in besonderen Situationen qualifiziert bewältigt werden sollen. Und selbstverständlich sind geeignete Menschen mit Zuwanderungsgeschichte herzlich willkommen, wenn sie ihren Beitrag zum Gelingen unseres Staatswesens leisten wollen!"